Von 1966 bis 1969 Sparkasse in der Stadt St. Pölten: Giro-Abteilung, Filialen Kirchberg an der Pielach und Wilhelmsburg.
Sparkassen–Laufbahn in den 60-ern
Die Laufbahn als Sparkassen-Mitarbeiter war einer Beamten-Laufbahn nicht unähnlich und hatte in der Öffentlichkeit einen guten Ruf. Es gab eine strenge Hierarchie mit einem Direktor und darunter die Abteilungen und Zweigstellen. Wer Matura hatte, wurde im Kundenverkehr eingesetzt und konnte nach Ablegen von Sparkassen-Prüfungen im Gehaltsschema und in der Position aufsteigen. In der Buchhaltung waren ausschließlich Handelsschülerinnen beschäftigt.
Giro-Abteilung 1966 – 1967

Sparkasse in der Stadt St. Pölten Ansicht Domplatz um 1970 – Foto Sparkasse Niederösterreich Mitte West
Die Giro-Abteilung war im großen Kassensaal der Sparkasse mit Blick auf den St. Pöltner Dom untergebracht. Auf der Stirnseite befand sich die Hauptkasse und seitlich die Spar-, Kredit und Giro-Abteilungen. Die Überweisungsbelege wurden am Schalter entgegen genommen, bestätigt und danach am Giro-Schalter nach den Zahlungsverkehrswegen sortiert. Aus den so vorsortieren Belegen wurden dann in der Buchhaltung Sammelbelege erstellt und gemeinsam mit den Belegen an die Korrespondenzbanken (Girozentrale und Banken vor Ort) geschickt. In großen Kontentrögen waren die Kontoblätter untergebracht. Abbuchungen und Überweisungen wurden disponiert und für die tägliche Buchung dazusortiert. Nach dem Buchungsschnitt zu Mittag wurden die Konten anhand der Belege auf Buchungsmaschinen verbucht, die Zinsnummern errechnet und die Kontoauszüge erstellt. 1968 wurden die alten Buchungsmaschinen durch Magnetkonten-Computer abgelöst. Damit wurde Arbeit der Buchhalterinnen vereinfacht, am Arbeitsablauf änderte sich jedoch nichts.

Arbeitsplatz in der Giro-Abteilung Foto Sparkasse Niederösterreich Mitte West
Filial-Mitarbeiter 1968 – 1969
Nach 1 ½ Jahren in der Giro-Abteilung war ich reif für die Arbeit in einer Filiale. Der Zweigstellen-Leiter wohnte in Kirchberg an der Pielach und ich konnte als Pendler die Versorgung der Filiale übernehmen. Ich holte in der Früh die Filialpost von der Hauptanstalt in St. Pölten ab und brachte am Abend die Post zurück nach St. Pölten. Die Filiale in Kirchberg war im alten Gemeindeamt untergebracht, der Schalter ein besseres Guckloch und als Heizung diente ein riesiger Kanonenofen. Dieses Idyll wurde 1968 durch die Übersiedlung in ein völlig neues Zweigstellengebäude beendet. In der Filiale wurden alle Bankgeschäfte abgewickelt, die Arbeit war vielfältiger als in der Giro-Abteilung und der Kundenkontakt persönlicher. Spitzenbelastungen gab es wegen der wöchentlichen Lohnzahlungen um das Wochenende. Am Donnerstag schickten uns die Firmen ihre Bargeld-Anforderungen, wir leiteten die Anforderung an die Hauptkasse weiter und ich holte das Geld in der Früh in St. Pölten ab. Am Montag wurde ein Teil der Löhne auf Sparbücher eingezahlt und ich fuhr mit dem überschüssigen Geld wieder zurück nach St. Pölten. Nach einem guten Jahr wurde ich von Kirchberg nach Wilhelmsburg versetzt. An der Tätigkeit änderte sich nichts, sehr wohl aber an der Kundenstruktur. Kirchberg war damals noch sehr bäuerlich geprägt, Wilhelmsburg hingegen schon industriell.

Sparkassenfiliale um 1970 – Foto Sparkasse Niederösterreich Mitte West
Von der Sparkasse in die SPARDAT 1970
Meine Arbeit in der Sparkasse St. Pölten habe ich immer als Übergangslösung für den Einstieg in die elektronsiche Datenverarbeitung (EDV) gesehen. Die Arbeit in den Zweigstellen machte mir Spaß, das Betriebsklima war bestens und durch die Diäten stimmte auch der Verdienst. Ich lernte das Filialgeschäft in den Sparkassen kennen und legte nach 2 Jahren Praxis im Jahr 1968 die Sparkassenprüfung I ab. Die Sparkassen-Karriere schien gesichert, deshalb hatte ich nach einigen missglückten Versuchen meinen Wunschberuf Programmierer schon fast abgeschrieben. Doch dann kam plötzlich alles anders. Meine Zeit in den Filialen neigte sich dem Ende zu und die damals neu gegründete EDV-Tochter der Sparkassen (SPARDAT) suchte dringend Sparkassen-Mitarbeiter für die Beratung. Ich bewarb mich, wurde zu einem Test eingeladen und vom Geschäftsführer Peter Hoffmann als Programmierer eingestellt. Das Ganze war ein großer finanzieller Rückschritt, an der Zahlung der Monatskarte für die tägliche Fahrt von St. Pölten nach Wien wäre fast der Umstieg gescheitert. Rückblickend war die Sparkassen-Praxis für die Tätigkeit als Anwendungsentwickler in der SPARDAT sehr hilfreich und ich möchte diese Station in meiner beruflichen Karriere nicht missen.
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